und was kommt als nächstes?

 Seit mehreren Jahren recherchiere ich für ein ambitioniertes Buchprojekt. Es ist bis jetzt nicht so recht vorangekommen, da mir die unter "Bücher" vorgestellten Projekte dazwischengeraten sind. Jetzt ist wieder Zeit dafür.

Worum geht es? Hier eine Zusammenfassung:

 

Mein aktuelles Buchprojekt ist einem der frühesten und bedeutendsten Abschnitte unserer Geschichte gewidmet. Bedeutend deshalb, weil in dem beschriebenen Zeitraum die sprachlichen und kulturellen Weichen gestellt wurden, die knapp 900 Jahre später ausgehend von Kaiser Otto I. zur Ausformung der Natio Germanica (Deutsche Nation) führten.

 

Während die Kelten der römischen Provinz Gallia Sprache und Kultur der Römer assimilierten und zu Französisch weiterentwickelten, widersetzten sich die germanischen Stämme der Romanisierung. Was waren die Ursachen dieser eigenartigen Resistenz und Renitenz? In den Geschichtsbüchern wird diese Frage stets aus der Sicht des italischen Kulturvolkes behandelt: diese Teutonen sind eben Barbaren. Doch wie haben die Menschen, die vor zweitausend Jahren zwischen Rhein und Elbe lebten, das unauf-haltsame Vordringen der mediterranen Kultur und Zivilisation erlebt und empfunden? Weshalb haben sie die neue, komfortablere Lebensform am Ende abgewiesen, sich gar vehement bis kriegerisch gegen sie zur Wehr gesetzt? War ihnen ein Fass lauwarmes Bier wirklich lieber als ein Bad mit Fußboden-heizung?

Fotos: Autor (2000 Jahre Varusschlacht, Kalkriese 2009) https://www.youtube.com/watch?v=Ds1XtGS-pAQ

Am Beispiel ausgewählter germanischer Stämme, die schon früh mit römischer Lebensart in Berüh-rung gekommen waren, soll dieser dramatische und konfliktreiche Prozess geschildert werden. Im Mittelpunkt steht der Stamm der Cherusker, der mit Arminius einen Protagonisten hervorgebracht hat, der wie kein anderer die ambivalente Haltung des germanischen Menschen zur vermeintlichen Über-legenheit der römischen Kultur und Zivilisation verkörpert. Doch reicht dieser enge Blickwinkel aus?

Der Publizist Volkmar Braunbehrens schrieb:

Die äußeren Lebensumstände einer […] Persönlichkeit zu verstehen bedarf der Kenntnis der historischen Lebensbedingungen, des zeitgenössischen Alltags ebenso wie der historischen Prozesse, die ihn bedingen […] Biographik ist immer zugleich Kulturgeschichtsschreibung.“

 

Deswegen darf dieses Buch keines jener scheinauthentischen, auf Grund mangelnder geschichtlicher Detailkenntnisse mit Wikingersprech und hollywoodeskem Römerbild à la Ben Hur aufgemotztes Fantasyprodukt werden. Diesem Anspruch gerecht zu werden habe ich mir zum Ziel gesetzt. In diesem Sinne bleibt die Erzählung über das folgenreiche Zusammentreffen römischer Kultur mit germanischer Lebensart über drei Generationen hinweg nicht auf militärische Auseinandersetzungen begrenzt. Viel-mehr wird die ganze Bandbreite des germanischen Lebens miteinbezogen: Siedlungsformen, Baustil, Bergbau, Metallbearbeitung, Werkzeuge, Waffen, Kleidung, Handwerk, Acker- und Gartenbau, Vieh-zucht, Handel, Verkehr, Sitten und Gebräuche ebenso wie Heilkunde und religiöse Vorstellungen.

Doch keine Angst: es wird kein faktendominiertes, staubtrockenes Geschichtsbuch werden, denn

"Über Geschichte zu schreiben, heißt, Bilder heraufzubeschwören. Bei der Darstellung historischer Persönlichkeiten, Begebenheiten und Ereignisse [...] können wir uns auf die imaginäre Macht der Erzählung stützen" (Patrick Boucheron, Historiker).

Die antike Überlieferung bietet mit Freundschaft, Liebe, Eifersucht, Intrige, Machtstreben, Hass, Verrat, Rache und Meuchelmord ideale Zutaten für eine nach wahren Begebenheiten entworfene, spannende Erzählung. Denn "was ist spannender als Geschichte selbst?" (Bernhard Graf, Historiker).

Ja, und sie wird eine authentische Liebesgeschichte enthalten...

antike schauplätze

Auf dieser Reliefkarte habe ich die Feldzüge und Flottenbewegungen der römischen Feldherren Drusus, Caecina, Saturninus, Tiberius und Germanicus mit dem Ziel der Unterwerfung der germa-nischen Stämme in ihrer zeitlichen Abfolge von 15 v. Chr. bis 16 n. Chr. rekonstruiert. Die roten Punkte markieren römische Militärlager bzw. daraus hervorgegangene Stadtgründungen wie Straßburg (Argentorate), Köln (Colonia Agrippina), Xanten (Castra Vetera), Trier (Augusta Treverorum) oder Mainz (Mogontiacum). Die schwarzgepunktete Linie markiert den mutmaßlichen Verlauf des Todesmarsches der 17., 18. und 19. Legion unter der Führung des Quintilius Varus (insgesamt etwa an die 20000 Per-sonen) an den Ort ihrer nahezu vollständigen Vernichtung im Jahr 9 n. Chr durch einen von Arminius geführten germanischen Stammesverband.

Varus wird von einigen Historikern mit dem amerikanischen General Custer verglichen, unter dessen Kommando ein Regiment der US-Armee 1876 in der Schlacht am Little Bighorn eine vernichtende Niederlage gegen die indigenen Sioux einstecken musste.

Der Vergleich hinkt jedoch, da Custers Kavallerieregiment lediglich 650 Mann umfasste. Eine einzige römische Legion der frühen Kaiserzeit besaß dagegen eine Sollstärke von 5500 bis 6000 Mann. Hinzu kommt der Tross aus Zivilpersonen wie Händler, Frauen und Kinder.

aktueller stand

Momentan sind 577 Normseiten geschrieben. Die werden erst mal gründlich überarbeitet. Einen Plot (Handlungsgerüst einer epischen oder dramatischen Dichtung) habe ich nicht ausgearbeitet, da die Story eine historische Vorlage besitzt, die einem Plot entspricht. Sie ist der rote Faden, an dem ich den Handlungsstrang festmachen kann. Der Spannungsbogen ergibt sich von selbst.

Meine Vorgehensweise ist verhältnismäßig simpel: erst schreiben, dann überarbeiten - und zwar gründlich und mehrmals. Die Geschichte wird konsekutiv, d.h. in der richtigen Reihenfolge der Geschehnisse fortgeschrieben. Schlüsselszenen schreibe ich oft separat und baue sie - ähnlich wie im Film - nachträglich als "Bojen" in die Handlung ein.

 

Die Frage der Erzählform ist noch offen:

allwissender Erzähler in der dritten Person? Ich-Erzählung? Rahmen- und Haupthandlung? Innerer Monolog? Erlebte Rede? Rückblenden? Intertextuelle Bezüge? Montage statt einer linearen Story? Verschiedene Erzählperspektiven?

Hinzu kommen "organisatorische" Maßnahmen wie das Kontrollieren der mit ihren Lebensdaten aufgelisteten, zahlreichen Haupt- und Nebenfiguren im jeweiligen zeitlichen Zusammenhang anhand eines Zeitstrahls in Einjahresschritten.